Zur Erinnerung an den letzten „Gründungs-Loonharder”
Am 12. Oktober 2025 ist Ernst Leipold von den Loonharder Musikanten verstorben. Die Gruppe war eine der ersten, die in den 1960er Jahren fränkische Volksmusik aufspielten, andere inspirierten, anleiteten und so vieles im Land bewegten. Zur Erinnerung an ihn als letzten „Gründungs-Loonharder“ ein Auszug aus der persönlichen Trauerrede von Werner Bauer am Grab.
Heuer ist es 50 Jahre her, dass ich den Ernst kennengelernt habe. Damals habe ich bei den „Jungloonhardern“ das Musizieren begonnen und der Ernst war der Älteste bei den „Jungloonhardern“ und der Jüngste bei den „alten Loonhardern“. Ich hätte mir damals nicht träumen lassen, dass ich mit ihm über so viele Jahrzehnte miteinander Musik machen würde.
Die Loonharder waren damals nicht nur eine Musikgruppe, sondern wie eine große Familie. Wir sind zusammen nicht nur in ganz Franken rumgekommen, sondern sind auch nach Italien, Frankreich, Österreich und nach Japan gereist – mit unvergessenen Erlebnissen. Ich denke nur an „a Weinsüppla“ in Frankreich, an nächtliche Festzüge mit dem „Zillertaler Hochzeitsmarsch“ in Koppl und dreiwöchiges Essen ohne Reis in Japan. Wo wir auch waren, wir hatten immer „a Gaudi“, weil der Ernst jeden Spaß mitgemacht hat.
Multiinstrumentalist und “Anpacker”
Der Ernst war aber nicht nur ein Multiinstrumentalist, der Zither, Klarinette, Trompete, Posaune und Steirische gelernt und vorzüglich gespielt hat. Er war ein Freund, der immer da war, wenn man ihn gebraucht hat. Hat es irgendwo Arbeit gegeben, war der Ernst immer bereit und hat mit angepackt. Ob’s bei Wohnungsumzügen der Musikkollegen oder beim Hausbau war, er war dabei und hat geholfen.
Auch bei der ARGE Fränkische Volksmusik in Mittelfranken hat er zusammen mit seiner Frau Käthe lange Jahre den Versand der Volksmusikblätter übernommen und Etiketten geklebt und kistenweise die Post weggefahren. Klaglos haben sie alle zwei in Kauf genommen, dass das ganze Wohnzimmer tagelang mit Versandsachen belagert war.
Ich habe so viele Bilder im Kopf, was wir zusammen erlebt haben: gemeinsames Theaterspielen, Ausflüge nach Leonrod an Pfingsten, auf Berghütten und gemeinsame Campingurlaube am Adriastrand in Italien. Gern hat er anderen einen Streich gespielt. Und wenn das geklappt hat, dann hat er sein spitzbübisches Grinsen aufgesetzt und drüber gelacht. Gelacht hat er auch dann, wenn er mit ganzen Generationen von Kindern wieder einmal beim Spiel der „Schokohexe“ verloren hat.
Viel geredet hat er nicht, aber wenn er etwas gesagt hat, dann hat´s gepasst. Er hat immer lieber die Musik für sich sprechen lassen, die ihm sein ganzes Leben lang wichtig war. Sogar wenn er schon im Sitzen vor Müdigkeit eingeschlafen ist, hat er weiter Klarinette gespielt, bis das Musikstück aus war. Seine unnachahmliche Art zu musizieren, seine Stücke und seine humorvolle Art, das ist das, was bleibt von ihm. Ich und auch viele andere sind froh, dass wir so ein langes Stück Lebensweg miteinander erleben durften.
Und jetzt macht er sich auf seinen letzten Lebensweg, hinauf in den Musikantenhimmel. Und wenn ihn der Petrus am Himmelstor fragt, ob er rein will, sagt der Ernst bestimmt: „Ich höre mich nicht nein sagen“.
Mit einem Servus haben wir uns immer begrüßt und auch verabschiedet. Dir, lieber Ernst, jetzt ein letztes „Servus“.
(Text: Werner Bauer / Foto: Thomas Treiber)
